Die neue Nachbarschaftszeitung BENNY ist da! Und wenn Sie diese bereits gelesen haben, dann wissen, dass die Geschichte von Klaus Westphal auf S. 23 eine Fortsetzung hat. Diese lesen Sie hier:

Im Ort sprach es sich herum, wie toll die Joppe des Försters ist. So etwas wollten die anderen Menschen auch haben. Weil es im Osten nur in begrenz-tem Maße Stoffe gab, war die Anzahl solcher Joppen gering. Die „Roten Teufel“ wollten auch solche Joppen haben. Sie bedrängten und bedrohten Anton, damit er ihnen solche Joppen in Vereinsfarbe und mit allen ihren Abzeichen anfertigt. Anton konnte sich mit der schwierigen Material-Versorgung herausreden. Als die „Blauen Geister“ davon erfuhren, wollten sie auch so etwas haben. Weil die beiden Banden immer aggressiver wurden, wurde Anton immer ratloser. Die Tiere des Waldes merkten, dass Anton immer unglücklicher wurde. Anton vergaß sogar, das Wasser zu erneuern oder Futter rauszustellen.
Der Wohnsitz der Götter ist der Olymp. Bisher hatten die Götter von dort aus das Forsthaus und seine Einwohner mit Wohlwollen betrachtet. Besonders gefiel ihnen die unterschiedslose Achtung aller Lebewesen durch deren Bewohner. Vater Zeus ist die oberste Autorität auf dem Olymp und im Himmel. Er ist auch für das Wetter zuständig. Zeus wies im Rat der Götter Hekate – die Göttin der Magie, Geister und Hexen – an, Anton in dieser Situation zu helfen. Sie hatte auch die Macht über gute Zauberer und böse Kobolde. Es gibt immer nur zwei Möglichkeiten: Skrupellose Räuber oder solidarische Gemeinschaft.
Hekate schickte den Zauberer Hokuspokus zum Forsthaus. Hokuspokus erhielt die Lizenz, den Tieren des Waldes die Sprache der Menschen zu geben. So konnten sie sich auch untereinander verständigen. Schäferhund Harras, die Rehe und Katzen des Forsthauses verstanden sich auch ohne Menschen-Sprache. Sie respektierten einander. Das ist schon ungewöhnlich, weil das die Menschen verschiedener Ethnien nicht können.
Der Sprecher der Tiere im Wald war der älteste Igel. Er war auch der intelligenteste von ihnen. Schließlich hatte er im Wettkampf den Hasen besiegt.

Der alte Igel erzählte dem Zauberer von dem Nahrungs-Mangel, der immer größer wurde. Der Zauberer Hokuspokus hatte das alles schon selbst beobachtet. Er schlug dem Igel vor, eine Versammlung aller Tiere des Waldes und der Schonung einzuberufen.
Der Zauberer Hokuspokus verlieh den Igeln der Schonung und des Waldes die Fähigkeit, mit Anton, Berta und allen anderen Tieren zu sprechen. Das wusste außer Berta niemand in der Polizei-Wache.
Beide Motorrad-Banden wurden von zwei eigensinnigen Kobolden geschützt. Die Kobolde ärgerten sich darüber, dass Berta und Anton mit den Igeln sprechen konnten. Sie schickten Füchse, um die Igel zu fressen.
In der Nähe der Wache war ein Wald-Kindergarten. Damit die Kinder nicht mit dem Fuchs-Bandwurm in Berührung kamen, wurden die Füchse nach Bertas Hinweis und auf Cäsars Befehl von den Jägern des Forstes vertrieben. Immer wenn ein Fuchs auftauchte schlugen die Eichelhäher Alarm. Berta und Anton hatten sie bei der Fütterung immer mit Haselnüssen versorgt.
Der Polizei-Kommandeur Cäsar hatte eine hohe Meinung von Berta. Sie hatte – dank Gesprächen mit den Igeln – schon viele nützliche Hinweise gegeben. Nur das Banden-Unwesen konnte Cäsars Truppe nicht beenden.
Der Igel-Chef bat während der Versammlung den Zauberer Hokuspokus um seinen Rat. Der Zauberer schlug vor, dass der Schneider Anton die beiden Banden am Freitag dem 13. August, 12 Uhr mittags, an je eine Kreuzung einladen sollte.
Der älteste Igel sollte Anton diese Nachricht überbringen. Der alte Igel tat das, was beschlossen war. Anton nahm die Nachricht freudig auf. Er hatte bisher noch keine Lösung für den Umgang mit den beiden Banden gefunden.
Anton hatte sich bei jedem der Banden-Besuche eine Woche Bedenkzeit erbeten. Die Woche war um. Anton bestellte die beiden Banden zum Freitag, den 13. August zu 12.00 Uhr mittags an je eine Kreuzung: L1/B12, L2/B12. Gangster kommen immer 12 Uhr mittags. Dort wollte er mit jeder der Banden gleichzeitig einen Vertrag abschließen, ohne dass sie es voneinander erfahren konnten.
An den Tagen vor dem 13. August hatte es geregnet. Für diesen Tag organisierte Vater Zeus, der auch für das Wetter zuständig ist, eine sehr angenehme Tagestemperatur, Sonnenschein und einige friedlich am Himmel dahin ziehende Schäfchen-Wolken. Die Schonung und der Wald strahlten in frischem Grün. Die vielen Wild-Kräuter der Schonung bildeten einen bunt leuchtenden Blüten-Teppich.
Am Vormittag des 13. August fielen die Rehe und vielen anderen Tiere vor der Wache – Berta und den Besuchern – auf. Sogar die Igel, die eigentlich nur in der Abend-Dämmerung unterwegs waren, standen vor der Wache. Wenn Menschen auftauchten, liefen alle Tiere in Richtung Forsthaus. Die Vögel flogen nicht – wie sonst üblich – in allen Richtungen davon, sondern nur in Richtung Forsthaus. Auch Berta bemerkte dieses ungewöhnliche Verhalten der Tiere. Ein Igel erzählte ihr, dass sich die Banden-Mitglieder mittags an den Kreuzungen treffen.
Bertas liebe Kollegen hielten ihre Beobachtungen für reine Spinnerei. Kommandeur Cäsar, den seine Erfolglosigkeit bei der Banden-Bekämpfung sehr bedrückte, erkannte eine Chance in Bertas Beobachtungen. Er rüstete sie mit der besten Funktechnik des Reviers aus und schickte sie als Wandererin auf den Weg durch die Schonung zum Forsthaus. Rehe und Igel liefen voraus. Weil der Wald im Norden der Stadt lag, schien die Mittags-Sonne in den Kreuzungs-Bereich. Im hellen Gegenlicht konnten die Banden-Mitglieder Berta nicht sehen. Berta berichtete Cäsar alles was sie sah. Als Cäsar von der Ansammlung der Banden-Mitglieder hörte, alarmierte er alle verfügbaren Einsatz-Kommandos. Diese Aktion wurde Cäsars größter Erfolg.
Nach dem Einfang der Banden-Mitglieder wurden Anton, Berta und Cäsar wieder glücklich. Für die Igel baute Anton ein Haus. Als sich eins der übermütigen Rehkinder ein Bein brach, bat Anton seinen jüngsten Sohn Peter um Hilfe. Peter war Tierarzt in der ehemaligen Poliklinik der Stadt. Nach der plötzlichen Umgestaltung des Lebens im Land zufolge Währungsunion wurde er arbeitslos. Weil er wegen der steigenden Mieten seine Wohnung verlor, zog er in das Forsthaus zu seinem Vater Anton.
Über das Ereignis vom 13. August hatte die Landes-Presse einen Bericht veröffentlicht. Als ein Manager der großen Bekleidungs-Kette „Wunderland“ von Antons Erfindung und ihrem Nutzen erfuhr, wollte er bei Anton Lizenz nehmen. Anton machte zur Bedingung, dass seine Joppe nur in der großen Bekleidungs-Fabrik der Kreisstadt Dora hergestellt wird. Nach der Währungs-Umstellung konnte sich diese Fabrik nicht in eine der Handels-Ketten ein-kaufen und musste deshalb schließen.
Der Vorstand der Kette „Wunderland“ stimmte zu. Die Fabrik wurde wieder eröffnet. Anton erhielt die Lizenz-Gebühren. Von diesen Lizenz-Gebühren und den Schneiderei-Einnahmen konnten Anton und sein Sohn Peter leben. Sie hatten sogar noch etwas Geld übrig.
Der Zauberer Hokuspokus hatte von seiner göttlichen Behörde nur eine Sprach-Lizenz. Er sah die Not kranker Tiere und konnte nicht helfen. Der Zauberer Hokuspokus regte deshalb mit Hilfe des Igels Anton an, ein kleines Krankenhaus für Tiere zu bauen. Weil es in der Stadt Dora keine tierärztliche Poliklinik mehr gab, bauten der Förster, Anton und sein Sohn Peter eine Tierklinik für Wild- und Haustiere.
Auch der neue Polizei-Präsident hatte über die vielen Ereignisse vom 13. August gelesen. Bertas Verhalten und ihre Erfolge beeindruckten ihn. Weil die Umwelt-Probleme offen-sichtlich wurden, fragte er die Polizistin Berta, ob sie sich vorstellen könnte, eine Umwelt-Abteilung der Kriminalpolizei zu leiten. Berta erbat sich eine Woche Bedenkzeit. In dieser Woche sprach sie mit den Tieren des Waldes und der Schonung. Sie ermutigten Berta zu dieser Aufgabe
Nach Bertas Zusage wurde sie zum Offizier befördert und mit der neuen Umwelt-Aufgabe betraut. Nun hatte sie auch dienstlich mit den Tieren zu tun. Bei dieser Gelegenheit traf sie öfter auf Antons Sohn Peter. So lernten sie sich kennen und später auch lieben. Es gab eine große Hochzeit, zu der auch alle Tiere des Waldes und der Schonung eingeladen wurden. Danach war das Verhältnis der Menschen der Stadt Dora zu den Tieren merklich besser.
Dank Anton, Berta, dem Zauberer und den Igeln waren die starken Auswirkungen der neuen Zeit für die Einwohner der Stadt Dora nicht mehr so existenzbedrohend. In das Forsthaus zogen wieder das Glück und die Freude ein.

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